Doppelsieg bei der Europameisterschaft: Annabell Honert dominiert in Rimini

Rimini. Bei den diesjährigen Europameisterschaften der WMAC im italienischen Rimini sicherte sich Annabell Honert vom TuS Iserlohn gleich zwei Titel – im Oriental Boxing sowie im K1. In einem Turnier mit über 2.500 Teilnehmern aus ganz Europa, das als das größte seiner Art gilt, bewies die Ausnahmeathletin einmal mehr ihre Klasse, Disziplin und taktische Reife.

Schon die Anreise war eine Herausforderung: Nach 17 Stunden Fahrt an die Adriaküste stand die Turnierteilnahme bis zum letzten Moment auf der Kippe. Erst unmittelbar vor Turnierbeginn gab Trainer Kyrill Oliynyk grünes Licht – eine Entscheidung, die sich auszahlen sollte.

Im Finale der Kategorie Oriental Boxing traf Honert auf eine körperlich weit überlegene Gegnerin: Diana Schmidt von der Kampfkunstschule Friedingen. Die 35-Jährige war nicht nur ganze 17 Zentimeter größer und 21 Kilogramm schwerer, sondern brachte auch jahrelange Erfahrung aus Semikontakt-Wettkämpfen mit. Im Halbfinale hatte sie die an Nummer zwei gesetzte Österreicherin Vanessa Jensen aus dem Turnier geworfen.

Doch als der Gong ertönte, kippte das Kräfteverhältnis. Schmidt begann aggressiv und drängte nach vorne, zwang Honert damit zum aktiven Kontern. Diese reagierte mit höchster Präzision, intelligenter Defensive und konsequenter Kontrolle des Kampftempos. In der zweiten Runde drehte sich das Blatt endgültig, Honert dominierte den Ring und ließ keine Zweifel am Ausgang aufkommen. Das Urteil fiel einstimmig – der erste Titel des Tages war verteidigt.

Im K1-Finale wartete mit Sabina Balitsch eine technisch brillante Kämpferin aus Slowenien, die sich gezielt auf diesen einen Kampf vorbereitet und auf Starts in anderen Disziplinen verzichtet hatte. Eine starke Gegnerin – und ein harter Prüfstein. Ursprünglich waren 30 Minuten Pause zwischen den beiden Finals angesetzt, doch durch vorzeitige Kämpfe im Programmverlauf blieben am Ende gerade einmal zehn Minuten zur Regeneration. Ein Umstand, der den Start für Honert zu einer echten Grenzerfahrung machte.

Der Kampf gegen Balitsch entwickelte sich zu einem offenen Schlagabtausch auf höchstem Niveau – geprägt von Tempo, Härte und taktischem Feingefühl. Beide Kämpferinnen lieferten sich zwei kompromisslose Runden. Am Ende fiel die Entscheidung denkbar knapp, aber gerecht: 2:1 für Honert, zweiter Titel verteidigt.

„Ich konnte stellenweise meine Beine nicht mehr spüren, hatte teilweise keine Luft mehr zum Atmen“, gestand Honert im Anschluss. „Aber ich habe alles gegeben. Ich wollte allen zeigen, dass ich auch unter Druck und in extremen Situationen auf höchstem Niveau bestehen kann.“

Trainer Kyrill Oliynyk fand nach dem Kampf deutliche Worte – nicht nur für die sportliche Leistung, sondern auch für das Verhalten der gegnerischen Ecke:

„Dort wurde endgültig jede Grenze überschritten. Was wir in diesem K1-Finale erleben mussten, war ein Rückfall in die dunkelsten Kapitel des Kampfsports – primitive, längst verbotene Tricks aus der Mottenkiste der 90er-Jahre, bei denen mit dem Oberarm gezielt auf die Nase gedrückt wird, um der Gegnerin regelrecht die Luft abzuschneiden. Oder man klemmt den Kopf der Gegnerin in einen verbotenen Thai-Klitsch aus dem L1-Bereich ein, drückt sie auf Gürtelhöhe hinunter und schlägt dann mit dem Knie ins Gesicht – eine Aktion, die bei Amateurturnieren, aber auch bei den meisten Profiturnieren, strikt untersagt ist und dort nichts verloren hat. Noch beschämender aber war das Verhalten des gegnerischen Trainerstabs: Bei jeder Entscheidung der Kampfrichter gerieten sie außer Kontrolle, schrien wild durcheinander, gestikulierten hysterisch und benahmen sich, als stünde die Apokalypse bevor. Ein solches Maß an Respektlosigkeit – gegenüber uns, den Offiziellen und dem gesamten Sport – ist auf dieser Ebene nicht nur unangebracht, sondern schlichtweg inakzeptabel.“

Sein Fazit fiel unmissverständlich aus:
„Ein weiteres Mal würde ich meine Kämpferin unter solchen Bedingungen nicht mehr starten lassen. Ich habe ein immenses Risiko auf mich genommen – sportlich und moralisch. Aber Annabell hat es bewiesen: Sie bleibt auch unter Extrembedingungen die Top-Kämpferin Europas. Sie war nicht nur die Nummer eins der Rangliste – sie hat es auch eindrucksvoll verteidigt.“

Text: Kyrill Oliynyk

 

 

Homepage-Sicherheit

© 2025 TuS Iserlohn 1846 e.V.
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.