Annabell Honert vom TUS Iserlohn triumphiert doppelt: Zwei deutsche Meistertitel innerhalb von zwei Wochen
Was für ein Kraftakt: Die Ausnahmeathletin Annabell Honert vom TUS Iserlohn sicherte sich innerhalb von nur zwei Wochen gleich zwei deutsche Meistertitel im Boxen – zunächst den WKU-Titel in Eschborn, gefolgt vom WMAC-Titel in Simmern. Beide Turniere waren mit jeweils über 2.000 Teilnehmern aus ganz Deutschland wahre Mammutveranstaltungen und fanden zudem unter extremen Temperaturen statt, die Kämpferinnen und Kämpfern alles abverlangten.
Annabell war bei beiden Meisterschaften als Nummer eins gesetzt und ging jeweils als Titelverteidigerin an den Start, nachdem sie sich bereits im Vorjahr beide Meistertitel gesichert hatte. Schon beim ersten Turnier in Eschborn verteidigte sie ihren WKU-Titel souverän gegen keine Geringere als Fatma Örgü, die amtierende Nummer eins Europas bei den WKU-Profis (Disziplin Fullcontact). Es war ein packender und hochklassiger Kampf, bei dem Annabell von der ersten bis zur letzten Sekunde das Geschehen bestimmte. Sie setzte Fatma mit einem enormen Schlagvolumen unter Dauerdruck und landete insgesamt viermal so viele Treffer wie ihre Kontrahentin. Trotz der brütenden Hitze, die den Ring beinahe in einen Glutofen verwandelte, blieb Annabell hellwach, bewegte sich exzellent und gewann verdient einstimmig nach Punkten. Schon hier wurde klar: Ihre Kombination aus technischer Finesse, taktischem Geschick und eiserner Kondition ist auf nationaler Ebene kaum zu schlagen.
Nur eine Woche später kam es in Simmern beim WMAC-Turnier zum erneuten Aufeinandertreffen der beiden Topathletinnen. Fatma, beim WMAC an Position drei gesetzt, hatte im Halbfinale einen harten Kampf gegen die an zwei gesetzte Vanessa Jensen zu bestehen, den sie knapp für sich entschied. Im Finale wartete dann erneut Annabell – und die Zuschauer bekamen quasi eine Neuauflage des Duells von Eschborn zu sehen. Wieder dominierte Annabell das Geschehen mit variablen Angriffen, schnellen Beinen und einer beeindruckenden Frequenz an klaren Treffern. Besonders ihre Geraden fanden immer wieder ihr Ziel, während Fatma dank hervorragender Körperarbeit vielen Haken und Schwingern geschickt auswich. Doch die Präzision und das unablässige Tempo von Annabell ließen ihrer Gegnerin am Ende erneut keine Chance. Trotz der drückenden Hitze im Turniersaal, bei der selbst Zuschauer ins Schwitzen gerieten, behielt Annabell die Übersicht und marschierte unaufhaltsam zu ihrem zweiten Titel innerhalb von nur sieben Tagen.
Besonders bemerkenswert ist dabei die Atmosphäre außerhalb des Rings: Zwischen Annabell und Fatma, genauso wie zwischen Annabell und all ihren anderen Gegnerinnen, herrscht stets großer gegenseitiger Respekt. Die Kämpferinnen unterhalten sich nach den Fights oft gut gelaunt, tauschen Erfahrungen aus und zeigen, dass sie trotz aller Rivalität im Ring freundschaftlich miteinander umgehen. So wird das oft kolportierte Klischee von hasserfüllten Feindschaften unter Kampfsportlerinnen eindrucksvoll widerlegt.
Mit diesen beiden Meisterschaften hat sich Annabell nicht nur erneut an die nationale Spitze gesetzt, sondern auch ihre Tickets für die Weltmeisterschaften der WKU und WMAC gelöst, die im Oktober in Luxemburg sowie in Trier ausgetragen werden. Dort will sie ihre beeindruckende Siegesserie fortsetzen und ihr Können gegen die internationale Elite unter Beweis stellen.
„Für viele ist das nur ein Kampf, nur ein Titel. Für mich ist das der Lohn für all die endlosen Stunden in der Halle, für die Schmerzen, die Zweifel, die Nächte, in denen ich mir tausendmal gesagt habe: Du musst noch härter arbeiten“, sagt Annabell mit einem Lächeln, das trotzdem eine Spur Müdigkeit verrät. Jetzt richtet sich ihr Fokus auf die Weltmeisterschaften im Oktober in Luxemburg und Trier. „Das wird mein härtester Test bisher. Aber genau dafür lebe ich – um zu sehen, wie weit ich gehen kann.“
Text und Bilder: K. Oliynyk